Die Pflanzenöl-Nutzung voreilig zu Grabe getragen

Nicht nachvollziehbar ist für Markus Gailfuß der Wegfall der Einspeisevergütung für flüssige Biomasse im Rahmen der EEG-Novelle.

Aufgabe der Politik ist, verlässliche Rahmenbedingungen für Investitionen zu schaffen. Nach dem Boom in den Jahren 2004 bis 2006 hat die Investitionsbereitschaft in den Pflanzenöl-BHKW-Markt unter anderem aufgrund der unklaren Anlagen-Begrifflichkeit im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sowie der komplexen Bestimmungen der Biomassestrom-Nachhaltigkeitsverordnung sehr gelitten. Zu allem Überfluss wurde die Nachhaltigkeitsverordnung mehrmals verschoben. Die Hauptursache für die derzeitige Abschaltung von mindestens 80 Prozent der etwa 3 000 Pflanzenöl-BHKW in Deutschland liegt aber primär in den hohen Pflanzenöl-Preisen begründet. Ab 2012 soll nun die EEG-Vergütung für flüssige Biomasse gestrichen werden, weil nach Ansicht des Gesetzgebers bei den derzeitigen Rohstoffpreisen trotz der Einspeisetarife eine Wirtschaftlichkeit nicht erreichbar sei.

Der Wegfall der EEG-Vergütung für flüssige Biomasse ist besonders deshalb bedauerlich, weil durch diesen Brennstoff – unabhängig vom vorhanden sein einer Erdgasleitung – eine regenerative Energienutzung realisiert werden kann. Da in den vergangenen fünf Jahren keine Überförderung des Pflanzenöl-BHKW-Marktes vorhanden war, kein anderer Einsatzstoff derart hohe Anforderungen an die Nachhaltigkeit nachweisen muss und keine andere Biomasse-Nutzung ähnlich hohe Stromeffizienzwerte aufweisen kann, ist der Wegfall der Vergütung nicht nachvollziehbar. Die Möglichkeit, fossiles Heizöl durch regenerative Energiequellen zu ersetzen, wird hier angesichts der momentan hohen Pflanzenölpreise voreilig zu Grabe getragen.

Zukünftig ist die Inbetriebnahme weiterer Pflanzenöl-BHKW in Deutschland – selbst bei wieder sinkenden Pflanzenöl-Preisen – ausgeschlossen. Viele Rapsölmühlen und BHKW-Hersteller, die in den Ausbau ihrer Kapazitäten und in die Nachhaltigkeits-Zertifizierung investiert haben, bleiben nun auf ihren Investitionen sitzen. Die Bundesregierung hinterlässt dadurch wieder einmal den Eindruck einer Energiepolitik, die weder nachhaltig noch auf Kontinuität ausgerichtet ist. Aber genau das wäre für potentielle Investoren wichtig.

Statement von Markus Gailfuß, BHKW-Infozentrum/BHKW-Consult Rastatt
Veröffentlichung in der Fachzeitschrift Energie&Management, Ausgabe 18/2011 vom 15. September